ICH ZWINGE DICH NICHT MICH ZU UMARMEN

Ein abgelegener Ort namens Rotzloch wird zum Bild für das Lebensgefühl junger geflüchteter Männer auf der Suche nach Liebe, Sex und einem neuen Leben.

Von einem gottverlassenen Steinbruch aus suchen vier junge Geflüchtete nach Kontakt zu Frauen, sie sehnen sich nach Begegnungen, Liebe und Sex. Nach langer Flucht sind sie im ROTZLOCH gelandet und versuchen wieder Boden unter die Füsse kriegen. Dabei treffen sie auf eine andere Kultur und geraten in Konflikte, von denen sie nichts geahnt haben. Im Film suchen sie einen Umgang mit der neuen Realität, aber auch mit sich selbst und mit ihrer Männlichkeit.

«Das ist ein Film nicht über die Migration, sondern aus Sicht der Migranten.»

Schweiz am Wochenende

DIE NEWS

Filmgespräche in Anwesenheit der Regisseurin und Protagonisten:

01.12. – ZÜRICH, Human Rights Film Festival, Kino Kosmos
01.12. – WIL, Cinewil – in Zusammenarbeit mit Amnesty International Schweiz
03.12. – LUZERN, Stattkino
04.12. – BASEL, kult.kino
05.12. – ZÜRICH, Human Rights Film Festival, Kino Kosmos
06.12. – ST. GALLEN, Kinok
11.12. – WINTERTHUR, Kino Cameo
11.12. – MÄNNEDORF, Kino Wildenmann
17.12. – NIDWALDEN, Chäslager, in Kooperation mit dem Bistro Interculturel
05.01.23 – BERN, Cinématte
09.01.23 – ZUG, Kino Gotthard
Jan 23 – AARGAU, Atelierkino TAB

«Filme wie «Rotzloch» haben grossen Aktualitätsbezug und provozieren echte Debatten.»

Luzerner Zeitung

DIE REGISSEURIN

Maja Tschumi (1983) arbeitet als Dokumentarfilm-Regisseurin in Zürich und Berlin. Sie hat Philosophie und Germanistik in Zürich und Heidelberg studiert. Von 2009 bis 2014 arbeitet sie als Theaterautorin, Theaterkritikerin und Dramaturgie-Assistentin, bevor sie als Drehbuchautorin zum Film kam. 2016 realisierte sie ihren ersten Kurzdokumentarfilm, der an zahlreichen internationalen Festivals weltweit gezeigt wurde. Von 2017-2022 absolvierte sie das Masterstudium in Dokumentarfilmregie an der Kunsthochschule für Medien in Köln und gewann 2018 den Förderpreis für Junge Studierende.

Filmografie

2019 Regimes, Kurzdokumentarfilm (20’); Buch, Regie, Schnitt

2017 Der Hexer, Kurzdokumentarfilm (22’); Buch, Regie, Kamera

 

2014 Paulus, das Ereignis, Theaterstück (inszeniert von Simon Helbling), Autorin

2011 Roberts Roter Faden, Theaterstück (inszeniert von Elisabeth Caesar), Autorin

2009 Apokalypse, das Theater, Theaterstück (inszenier von Simon Helbling), Autorin

2009 It’s Life Stupid, Theaterstück (inszeniert von Simon Helbling), Autorin

Anmerkungen der Regie

Die meisten Heldenreisen werden von einer Suche nach Liebe oder Zugehörigkeit angetrieben. So geht es auch den vier Protagonisten im Film, die das Abenteuer der Flucht hinter sich haben und nach einem neuen Zuhause suchen. Für mich war die Suche nach Liebe und Sexualität das erzählerische Medium, durch das eine unsichtbare Not zum Ausdruck kommt: Isolation und Stigma. Gleichzeitig trifft dies ins Herz einer polarisierenden Debatte um Geflüchtete und die Frage von sexuellen Übergriffen. Eine Debatte, in der man oft die Schuldigen schon gefunden zu haben vorgibt oder Toleranz demonstriert. Wirklich nahe kommen wir den Geflüchteten kaum. Als Frau betrifft mich das Thema direkt.

Um Geld zu verdienen, habe ich in Luzern Deutsch für Fremdsprachige unterrichtet. Das Thema Liebe und Beziehungen war ein Riesending im Unterricht und als Lehrerin war ich die erste Anlaufstelle. Ein ehemaliger Schüler lud mich dann ein, ihn im Rotzloch zu besuchen. Im Rotzloch? Ich dachte, ich höre nicht richtig.

Das Rotzloch ist das älteste Industriegebiet in der Zentralschweiz und ein geschichtsträchtiger Ort. Hier wurde die Innerschweiz von den Franzosen geschlagen und musste die helvetische Verfassung 1798 akzeptieren. Ab 1597 wurde im Rotzloch Papier hergestellt, Holz und Leder verarbeitet, Eisen geschmolzen. Als man das im 19. Jahrhundert das Naturerz entdeckte, wurde es zum Steinbruch. Leute erzählen aber auch von einem berühmt-berüchtigten Tanzclub oder von den Naturhöhlen im Berg, die zur Käselagerung und während des Zweiten Weltkriegs als Versteck für Kunstsammlungen diente. Kaum jemand weiss, dass die Zementfabrik in ein Asylzentrum für junge geflüchtete Männer umgewandelt wurde.

Wenn es um das Begehren geht, ist es immer kompliziert. Etwas zu begehren oder zu sagen «ich will» – einen anderen Menschen oder einfach ein gutes Leben, in dem es Liebe gibt – bildet den Kern dessen, was wir sind. Sich in einer Lebensstation zu befinden, wo einem dies nicht zugestanden wird, ist ein grosser Konflikt und Kern jeder Diskriminierung (ob Rassismus oder Sexismus). Ich wollte im Film einen Blick auf die emotionale Situation von Migration lenkt. Die systematische Gewalt, die auf die Figuren wirkt und an sich unsichtbar ist, lässt sich durch die Emotionalität enttarnen. Es ging mir nicht darum, Engel oder Dämonen zu zeigen, sondern Menschen in existenziellen Konflikten, auf jeder sehr unterschiedlich reagiert.

DIE PROTAGONISTEN

Amir Safi

Amir wurde 2002 in der in der Nähe von Kabul in Afghanistan geboren. Seine Familie gehört zur Ethnie der Paschtu. Als ältester Sohn musste er Afghanistan mit 12 Jahren verlassen, weil die Taliban der Familie drohten, ihn zu rekrutierten. Als Minderjähriger kam er in der Schweiz an und wurde während des Asylverfahrens im Rotzloch untergebracht. Als er beweisen konnte, dass er minderjährig ist, wurde er in einem Asylzentrum für Minderjährige in Stans untergebracht und erhält den F-Status. Amir arbeitet heute als Automechaniker und ist Bodybuilder. Er hat eine Freundin.

Amir Safi

Amir Safi

Amir wurde 2002 in der in der Nähe von Kabul in Afghanistan geboren. Seine Familie gehört zur Ethnie der Paschtu. Als ältester Sohn musste er Afghanistan mit 12 Jahren verlassen, weil die Taliban der Familie drohten, ihn zu rekrutierten. Als Minderjähriger kam er in der Schweiz an und wurde während des Asylverfahrens im Rotzloch untergebracht. Als er beweisen konnte, dass er minderjährig ist, wurde er in einem Asylzentrum für Minderjährige in Stans untergebracht und erhält den F-Status. Amir arbeitet heute als Automechaniker und ist Bodybuilder. Er hat eine Freundin.

Issac Yemane

Issac wurde 1991 in Keren, im Herzen Eritreas geboren. Er gehört zur ethnischen Minderheit der Bilen, die 2 Prozent der Bevölkerung ausmacht. Bilen sind katholische Christen. Isaac hat zwei Brüder und zwei Schwestern, wobei nur noch eine Schwester in Eritrea ist. Seine Flucht dauerte insgesamt über 5 Jahre und führte erst Richtung Israel, schliesslich nach Europa, wo er in der Schweiz Asyl beantragt. Er wartete im Rotzloch mehrere Jahre auf seinen Asylentscheid und erhält schliesslich den F-Status. Er absolvierte den Deutschkurs und begann in Nachtschicht als Reinigungsfachkraft bis er eine Stelle als Küchenhilfe fand. Heute arbeitet er in Hergiswil in einem Restaurant. Seinem Härtefallgesuch wurde stattgegeben und er hat heute den B-Status. Er hat eine Freundin.

Issac Yemane

Issac Yemane

Issac wurde 1991 in Keren, im Herzen Eritreas geboren. Er gehört zur ethnischen Minderheit der Bilen, die 2 Prozent der Bevölkerung ausmacht. Bilen sind katholische Christen. Isaac hat zwei Brüder und zwei Schwestern, wobei nur noch eine Schwester in Eritrea ist. Seine Flucht dauerte insgesamt über 5 Jahre und führte erst Richtung Israel, schliesslich nach Europa, wo er in der Schweiz Asyl beantragt. Er wartete im Rotzloch mehrere Jahre auf seinen Asylentscheid und erhält schliesslich den F-Status. Er absolvierte den Deutschkurs und begann in Nachtschicht als Reinigungsfachkraft bis er eine Stelle als Küchenhilfe fand. Heute arbeitet er in Hergiswil in einem Restaurant. Seinem Härtefallgesuch wurde stattgegeben und er hat heute den B-Status. Er hat eine Freundin.

Mahir Arslan

Mahir wuchs im ländlichen Osten der Türkei auf und zog fürs Studium nach Istanbul. Dort politisierte er sich begann eine Laufbahn als Student und politsicher Aktivist. Die Repression nahm zu und er floh vor einer Gefängnisstrafe in die Schweiz, wo er politisches Asyl beantragte. Er wohnte mehrere Jahre im Rotzloch und wird als politischer Flüchtling anerkannt (B-Bewilligung). Er arbeitet an verschiedenen Orten, kann sich aber in der Schweiz kein stabiles Leben aufbauen. Was ihm in der Schweiz nicht gelang, gelingt ihm in Österreich.

Mahir Arslan

Mahir Arslan

Mahir wuchs im ländlichen Osten der Türkei auf und zog fürs Studium nach Istanbul. Dort politisierte er sich begann eine Laufbahn als Student und politsicher Aktivist. Die Repression nahm zu und er floh vor einer Gefängnisstrafe in die Schweiz, wo er politisches Asyl beantragte. Er wohnte mehrere Jahre im Rotzloch und wird als politischer Flüchtling anerkannt (B-Bewilligung). Er arbeitet an verschiedenen Orten, kann sich aber in der Schweiz kein stabiles Leben aufbauen. Was ihm in der Schweiz nicht gelang, gelingt ihm in Österreich.

Aminullah Habibi

Habibi wurde 1997 in der Provinz Faryab im bergigen usbekischsprachigen Norden Afghanistans geboren. Er ist das erste von acht Kindern, sieben Söhne, eine Tochter. Er verliess Afghanistan mit 12 Jahren und arbeitete eine Weile auf Baustellen im Iran, bevor er den Weg nach Europa antritt. Als er in der Schweiz ankam war er minderjährig und wurde im Asylzentrum Rotzloch untergebracht, wo er mehrere Jahre auf seinen Asylentscheid wartet. Er absolviert das Brückenangebot (eine Integrationsklasse) und erhält den F-Status.  Er schloss die Lehre bei der Spitex ab und arbeitet heute als Sozialarbeiter und Übersetzer in einem Asylzentrum. Er konnte zwei jüngere Brüder nachziehen, die nun ebenfalls in Stans wohnen. Alicia und er haben getrennt.

Aminullah Habibi

Aminullah Habibi

Habibi wurde 1997 in der Provinz Faryab im bergigen usbekischsprachigen Norden Afghanistans geboren. Er ist das erste von acht Kindern, sieben Söhne, eine Tochter. Er verliess Afghanistan mit 12 Jahren und arbeitete eine Weile auf Baustellen im Iran, bevor er den Weg nach Europa antritt. Als er in der Schweiz ankam war er minderjährig und wurde im Asylzentrum Rotzloch untergebracht, wo er mehrere Jahre auf seinen Asylentscheid wartet. Er absolviert das Brückenangebot (eine Integrationsklasse) und erhält den F-Status.  Er schloss die Lehre bei der Spitex ab und arbeitet heute als Sozialarbeiter und Übersetzer in einem Asylzentrum. Er konnte zwei jüngere Brüder nachziehen, die nun ebenfalls in Stans wohnen. Alicia und er haben getrennt.

CREDITS

Produktion: Kaspar Kasics, Distant Lights
Kamera: Gabriel Lobos, Silvio Gerber
Schnitt: Aurora Franco Vögeli
Ton: Diego Reiwald
Musik: Bit-Tuner / Feed the Monkeys
Sound Design: Stephan Konken
Colorist: Yves Roy Vallaster
Verleih Schweiz: Royal Film

MUSIK

Die von Marcel Gschwend aka Bit-Tuner komponierte Musik für den Film basiert auf dem 2020 im Label -OUS erschienen Album.

“Competing for the Prix de Soleure, and without false modesty”

Cineuropa

DIE MEINUNGEN

“Es wird immer kompliziert, wenn es um das Begehren geht”

arttv.ch